Gender in Afrika

„Eine Entwicklung ohne Frauen ist wie ein Karren ohne Rad“
(Afrikanisches Sprichwort)

In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara hängt der Kampf gegen die Armut entscheidend von der Gleichberechtigung der Geschlechter ab. So leisten Frauen einen Großteil der landwirtschaftlichen, schlecht- oder unbezahlten Arbeit. In Spitzenjobs und Parlamenten besetzen Frauen gerademal 12% der Stellen. Immer noch sind Frauen und Mädchen beim Thema Bildung benachteiligt und auch bei der Zahl der HIV-Infektionen führt die weibliche Bevölkerung die traurige Statistik an. Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ist keineswegs ein einseitiges Problem, sondern hemmt vielmehr die gesamt-wirtschaftliche Entwicklung, so dass gesellschaftliche Veränderungsprozesse hin zu mehr Demokratie und sozialer Gerechtigkeit in engem Zusammenhang dazu zu sehen sind.
Nur durch einen gleichstellungsorientierten Ansatz, basierend auf einer gleichberechtigten, fairen Teilhabe von Frauen wie Männern an politischen und wirtschaftlichen Entscheidungs- und Verteilungsprozessen, können die entwicklungspolitischen Herausforderungen erfolgreich  bewältigt werden.

Zudem besteht häufig eine wechselseitige Verstärkung und Beeinflussung zwischen Geschlechterungleichheiten und anderen Veränderungsprozessen, so sind beispielsweise Geschlechter- und Generationenkonflikte oft eng miteinander verwoben. Die Kategorie Gender erfasst also nicht nur die Differenzen zwischen Frauen und Männern, sondern in einem umfassenderen Verständnis auch alters- und statusbedingte Differenzen. Die Einbeziehung der Geschlechterperspektive kann so einen Beitrag zum Gesamtverständnis von komplexen politischen und sozialen Veränderungsprozessen in afrikanischen Gesellschaften leisten. Im Folgenden wird die Gender-Situation in den Ländern Afrikas südlich der Sahara anhand der thematischen Schwerpunkte Landwirtschaft, Recht und Rechtsprechung, Bildung, Gesundheit, Homosexualität sowie der Vorstellung von Projekten und Ansätzen in einzelnen Ländern aufgezeigt. Auf die Bereiche Kultur sowie das Thema Religion unter dem Aspekt „Gender“ wird im Folgenden nicht eingegangen.

(Zum weiterlesen: Lutz van Dijk, „Die Geschichte Afrikas“, S. 154ff.;
Online weiterlesen )



Die Afrikanische Frauendekade

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung der Geschlechter wurde am 15.Oktober 2010 erlangt, als die Afrikanische Union (AU) die Afrikanische Frauendekade ins Leben rief.
Unter dem Motto „grassroots approach to gender equality and women’s empowerment“ soll in der Laufzeit von 2010 bis 2020 ein gezieltes Programm zum Empowerment von Frauen starten, um Geschlechterungerechtigkeiten wie den Ausschluss von Landbesitz, Krediten und Erbschaft sowie geschlechterspezifische Gewalt zu bekämpfen und Veränderungen im Leben von Frauen sowie ihren Einbezug in Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen zu bewirken. Geplant sind rund 53 Projekte jährlich ab 2010, die von den jeweiligen Mitgliedsstaaten vorgeschlagen und durch den neu eingerichteten Afrikanischen Frauenfonds finanziert werden. Die enge Verknüpfung nationalen und lokalen Handelns ist dabei unerlässlich für die erfolgreiche Umsetzung der Dekade-Ziele. Auch die Beiträge zivilgesellschaftlicher Organisationen zur Geschlechtergleichheit müssen anerkannt und entsprechend gefördert werden. Aufgabe der AU-Mitgliedsstaaten ist zudem, nationale Aktionspläne zur Umsetzung der nationalen Frauendekade zu entwickeln, deren ausreichende Finanzierung zu gewährleisten und sie in die nationalen Entwicklungspläne einzubinden.
Folgende Schwerpunktbereiche liegen im Zentrum der künftigen Aktivitäten:

1.) Armutsbekämpfung, Wirtschaftsförderung und -Stärkung von Frauen
2.) Landwirtschaft und Nahrungssicherheit
3.) Gesundheit, Müttersterblichkeit und HIV/Aids
4.) Bildung, Wissenschaft und Technologie
5.) Umwelt, Klimawandel und nachhaltige Entwicklung
6.) Frieden, Sicherheit und geschlechterspezifische Gewalt
7.) Regierungsführung und Rechtssicherheit/ Rechtsschutz
8.) Finanzierung und Frauenbudgets
9.) Mitbestimmung von Frauen, unterstützt durch einen Fonds, der Grassroot-Organisationen fördert
10.) Förderung der Jugend

(Quelle: http://2015.venro.org/akt_newsletter.html#con107 , http://www.africanwomendecade.org/ )